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Zone der nächsten Entwicklung

Ziel des SIVUS-Konzeptes ist eine Tätigkeit auf dem individuell jeweils höchsten Handlungsniveau. Dies bedeutet zunächst - sozusagen als Grundaussage - eine Person oder eine Gruppe (Team) dort abholen, wo sie sich befindet. L.S. Vygotskij - russischer Psychologe und einer der Begründer der Kulturhistorischen Schule - verband mit der Zone der nächsten Entwicklung etwa folgendes: Entwicklung findet statt, wenn eine Anforderung neugierig macht, wenn sie für die Betroffene Anreizcharakter besitzt. Die Anforderung darf dabei nicht im Bereich bekannten Verhaltens liegen (dies bietet wenig Anreiz zur Präsentation dieses Verhaltens, es tritt eher Langweile auf), aber auch nicht so weit über die aktuellen Fertigkeiten und das Fähigkeitsniveau hinaus, dass Entmutigung auftritt (z.B. durch zu schwere Aufgaben). Die Anforderung muss darüber hinaus der Bedürfnislage der Person entsprechen. Es ist also der Entwicklungsbereich gemeint, der aufgrund eigener Leistung alleine nicht, jedoch mit Kooperation anderer (durch Nachahmung) realisiert werden kann.
Ein Grundkonzept des Psychischen beschreibt
Jantzen (1998) als "Orientierung". Orientierung oder Probehandeln geht dem eigentlichen Handeln sozusagen als intrapsychischer Testlauf voraus. Vygotskij geht davon aus, dass Probehandeln zunächst unter Kooperationsbedingungen stattfindet und später individualisiert und internalisiert wird.
Entwicklung sollte nach diesem Konzept konstruktiv im sozialen Lernfeld stattfinden und dann, wenn Probleme noch nicht ganz allein gelöst werden können (Jantzen, a.a.O. S.528).
Gerade für Menschen mit geistiger Behinderung ist dieser Aspekt ein wichtiger Grund für die Berücksichtigung sozialer Lernmodelle, d.h. Modelle, die dem Austausch und der Kooperation im Entwicklungsprozess entscheidende Wichtigkeit beimessen. Vygotskij führten diese Überlegungen bereits in den dreißiger Jahren zu der Feststellung, dass in der Arbeit mit geistig behinderten Menschen nicht Aufmerksamkeitstrainings angemessen sind oder andere Verfahren, die näher an der primären Kompensation des biologischen Defekts sind, sondern dass als primäre Quelle sozialer Kompensation Kommunikation und Kooperation benutzt werden sollte (nach Jantzen, ebenda). Auch analytisches Denken wird diesen Konzepten gemäß über erfahrungsgeleitetes Handeln mit anderen und seine systematische Auswertung ausgebildet. Auf der Grundlage der Prozesse, die Jean
Piaget (1975) als Akkomodation beschrieben hat, geht Jantzen davon aus, dass sich Begriffe über den Austausch in Tätigkeiten und Handlungen bilden. Akkomodate bilden heißt für ihn, motorische Handlungen (Tätigkeiten) aus dem sinnlichen Kontext zu lösen, um sie in neuen Situationen anwenden zu können. Auf diese Weise wird die Konstruktion der Welt möglich.

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